Wer steckt hinter dem Design der Euro Münzen?

European Commission
6 min readMay 28, 2019

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Haben Sie schon eine Euro Münze in der Hand gehalten und euch gefragt, wer dieses Design entworfen hat ? Lernen Sie Luc Luycx, der Designer der Euro Münzen und Verfechter eines vereintes Europa, kennen.

Prägeform, Durchmesser, Design, Flachrelief — hinter dieser eher merkwürdigen Aufzählung verbirgt sich jedoch ein zentrales Symbol Europas: der Euro. Die einheitliche Wertseite der acht Euromünzen wurde vom belgischen Münz-Designer und Europa-Verfechter Luc Luycx gestaltet. Zwanzig Jahre nach Einführung des Euro schauen wir mit ihm zurück auf die Anfänge der gemeinsamen Währung von mittlerweile 19 EU-Mitgliedstaaten.

Ihr Kunsthandwerk ist überall bekannt. Weltweit können nur sehr wenige Designer behaupten, dass ihre Arbeit 130 Milliarden Mal reproduziert wurde! So viele Euromünzen sind nämlich derzeit in Umlauf. Tagtäglich gehen sie durch die Hände von 340 Millionen Menschen in der EU. Wie sind Sie an die Gestaltung der Münzen herangegangen?

Motiviert hat mich vor allem, dass es ein europäisches Projekt war. Während des gesamten Gestaltungsprozesses hatte ich immer die Errungenschaften und die Ziele Europas im Hinterkopf. Bei meinen ersten Entwürfen bin ich ganz einfach von der Landkarte Europas ausgegangen. Jedoch nicht im statischen Sinne, sondern im Sinne eines Kontinents, der sich verändert.

Die Mitglieder des Euro-Raums haben sich 1996 auf eine einheitliche europäische Seite aller Euro-Münzen geeinigt. Die Motivseite sollte von den Mitgliedstaaten selbst gestaltet werden. Den ausgeschriebenen Wettbewerb haben Sie mit Ihrem Entwurf gewonnen! Können Sie uns hierzu etwas mehr sagen?

Ich bin ein leidenschaftlicher Designer. Ich liebe meine Arbeit. Daher war es für mich völlig legitim und logisch, dass ich mich als Privatmann an diesem Wettbewerb beteilige. Medaillen und Münzen haben schon immer eine Rolle in meinem Leben gespielt. Bis heute arbeite ich als Münzdesigner für die Königliche Münze von Belgien. Mit der Anmeldung zum Wettbewerb konnte das Abenteuer beginnen. Zunächst gab es eine ganze Reihe von Vorgaben. Dann habe ich meine ersten zweidimensionalen Farbskizzen im A4-Format unter Beachtung des vorgeschriebenen Durchmessers von 15 cm angefertigt.

Meinen endgültigen Entwurf habe ich dann anonym bei der Königlichen Münze von Belgien eingereicht. Dort wurde er einem Jury vorgelegt. Mein Entwurf und die Entwürfe von zwei Mitbewerbern kamen auf belgischer Ebene in die engere Wahl. Somit konnte die nächste Wettbewerbsphase, die Herstellung der Flachreliefs und die Gestaltung der Gipsmodelle, beginnen. Alles in allem wurden europaweit 36 Projekte ausgewählt.

Insgesamt habe ich zehn Flachreliefs für die acht Euro-Münzen und die beiden Zweitexemplare der 1-Euro- und 2-Euro-Münzen hergestellt. Auf den Zweitexemplaren musste Platz für ein mögliches Hologramm als Sicherheitsmerkmal gelassen werden. Meine Gipsmodelle wurden von einem eigens für den Wettbewerb bestellten Notar zertifiziert. Er wusste als Einziger, wer die einzelnen Designer waren. Das ganze Verfahren war streng vertraulich. Der Notar hat die Modelle der Flachreliefs dann später auf EU-Ebene weitergeleitet. Danach habe ich fast ein Jahr lang nichts über den Fortgang des Verfahrens erfahren.

Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass Ihre Entwürfe das Rennen gemacht haben?

1997 erfuhr ich, dass ich den Wettbewerb gewonnen hatte. Das war kurz vor dem Gipfel von Amsterdam, wo die 2-Euro-Münze nach monatelangem Warten endlich vorgestellt wurde. Es war ein Montag. Ich wurde telefonisch zum Gipfel eingeladen und bin hingefahren, ohne zu wissen, dass ich gewonnen hatte. Die offizielle Mitteilung erfolgte, als ich in das Auto stieg, das mich abholen kam.

Der Euro hat Europa für immer verändert. Aber wie wurde er den Europäern als erstes vorgestellt? (In Englisch)

Im Moment selbst habe ich das gar nicht glauben können. Ich hätte nie gedacht, dass ich den Wettbewerb tatsächlich gewinnen könnte. Ich dachte an die 36 eingereichten Entwürfe. Meine Chancen waren in meinen Augen eher gering. Ich war schon sehr stolz, einer von drei Bewerbern in der belgischen Vorauswahl zu sein. Selbst in meinen kühnsten Träumen hätte ich nicht gedacht, dass ich so weit kommen würde.

Können Sie uns ein bisschen mehr über die Design-Merkmale der Euro-Münzen erzählen? Was genau wird auf ihnen abgebildet — und welche Probleme hatten Sie bei der Ausführung?

Ich wollte ein klares Design, nicht zu überladen und leicht erkennbar. So entschied ich mich für die Landkarte und die Ziele Europas. Ich habe die aus insgesamt acht Münzen bestehende Reihe in drei Gruppen eingeteilt, um eine Entwicklung aufzuzeigen. Mein Ziel war es, drei unterschiedliche und dennoch einander ergänzende Motive vorzuschlagen.

Die 1-, 2- und 5-Cent-Münzen zeigen den Globus, auf dem Europa deutlich oben erkennbar ist. Auf den 10-, 20- und 50-Cent-Münzen sind die geografischen Umrisse der damaligen Mitgliedstaaten zu sehen, allerdings noch ungeeint, puzzleartig, um eine Trennung anzudeuten. Die 1- und 2-Euro-Münzen schließlich zeigen die geografischen Umrisse der EU in ihrer heutigen Form ohne Ländergrenzen.

Weisen die Münzen auch fälschungssichere Merkmale auf? Können Sie uns hierzu etwas mehr sagen? Durften Sie darüber entscheiden?

Die Sicherheitsfragen kamen lange nach den Entwürfen. Sie gehörten nicht zu den Auswahlkriterien des Wettbewerbs. Für die Kontrolle dieser Besonderheiten ist der Nationale Ausschuss zur Bekämpfung von Fälschungen (CNAC) zuständig. Es wäre in jedem Fall sehr schwierig, um nicht zu sagen unmöglich gewesen, ein Flachrelief mit einem Sicherheitsmerkmal zu versehen, das in der Folge perfekt nachgebildet werden kann.

Diese Sicherheitselemente werden mit Laserlicht auf den Mikrometer genau in sehr hartes Material eingraviert. Nur so ist eine präzise Vervielfältigung möglich. Die Rändelung ist bei jeder Münze unterschiedlich. Auf dem Rand der 1- und 2-Euro-Münzen erkennt man beispielsweise Sterne, eine Randschrift und eine Riffelung. Der Rand der 20-Cent-Münze ist hingegen nicht exakt rund. Er ist glatt und trägt sieben Einkerbungen.

Die Herstellung einer Prägeform für Münzen, die milliardenfach geprägt werden, muss sehr präzise und absolut fehlerfrei erfolgen. Gab es bei der Erstellung der letzten Entwürfe Schwierigkeiten? Hatten die Euro-Länder in Detailfragen ein Wörtchen mitzureden?

In dem Moment, wo ich den Wettbewerb gewonnen hatte, gehörten die Entwürfe nicht mehr mir. Für die Bearbeitung der einzelnen Änderungsanträge war nun Europa zuständig. Ich habe am Design der Wertseiten der Münzen gearbeitet. Meine Wertseiten wurden den jeweiligen Ländern übermittelt. Dann hat jeder einzelne Mitgliedstaat seine eigene Prägeform mit eigenem Prägestempel gefertigt.

Einige Mitgliedstaaten wollten, dass ich die geographische Darstellung auf bestimmten Münzen präziser gestalte. Die Umrisse einiger Länder wurden daraufhin etwas genauer gezeichnet und möglichst wirklichkeitsgetreu nachgebildet. So wurde das Design der Münzen immer vollkommener.

Sie arbeiten nach wie vor für die Königliche Münze von Belgien. Haben Sie auch die Motivseiten der belgischen Euro-Münzen entworfen? Und wenn ja, welche? Sind Sie immer noch in die Gestaltung der Münzen eingebunden — und wenn ja, arbeiten Sie an einem interessanten Projekt?

Seit sechs Jahren ist König Philippe auf der Motivseite der belgischen Münzen zu sehen. Der Entwurf stammt von mir. Die Münzen mussten ausgegeben werden, weil Philippe, bislang Thronfolger, 2013 König wurde. Für diesen Auftrag wurde allerdings kein Wettbewerb ausgeschrieben, weil Eile geboten war. Ich habe drei Entwürfe angefertigt, die dem König vorgelegt wurden. Dann habe ich das ausgewählte Motiv gestaltet. Momentan arbeite ich an einigen neuen Projekten: Medaillen, Gedenkmünzen, Sondermünzen mit „Tim und Struppi“ und vieles mehr.

Welche von den vielen Münzen, die Sie im Laufe Ihrer Karriere gestaltet haben, ist Ihre Lieblingsmünze?

Ganz klar der Euro. Alles, was ich mache, macht mir Spaß. Egal, ob das eine 1-Euro-Münze oder ein Jeton ist. Bei der Gestaltung habe ich immer die gleiche Freude. Aber wenn ich mich für einen Entwurf der acht Münzen für den Wettbewerb entscheiden müsste, dann wären es die 1- und 2-Euro-Münzen, denn die Grundidee des Designs geht von den Zielen Europas und der Darstellung eines vereinten Europas aus.

Vielleicht ein letztes Wort zum Euro: Wie sehen Sie seine Zukunft?

Ich bin für ein geeintes Europa. Das muss so sein und das muss auch so bleiben. Der Euro ist entscheidend für den Fortbestand eines geeinten Europas. Zusammen sind wir schließlich stärker als jeder für sich allein.

Foto ©EC Audiovisual portal

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